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Quaakpack - Fieberträume

Fieberträume

Von wad...beisser
 
An diesem Morgen hatte Eddi verschlafen. Er wurde durch ein vernehmliches Platschen aus seinen Träumen gerissen. Es war das Auftreffen einer Pose auf dem spiegelblanken Wasser. Angler, schoss es ihm durch den Kopf. Angler konnten gefährlich sein. Nur zu oft hatte er es erlebt, dass die Zweibeiner im Tarnfleckanzug an stillen Tagen vor Langeweile Zielwerfen mit ihrem Blinker übten. Und Enten waren ein lohnendes Ziel. Er trauerte immer noch seiner einst so prächtigen Erpellocke nach.
 
Es war Werner. Werner kam des öfteren an seinen stillen See und mochte Enten. Von ihm ging keine Gefahr aus.
 
Langsam glitt Eddi in den nahen Schilfgürtel und hing seinem Traum nach.
Irgendwie lebte er in einem paradiesischen Garten. Emma war auch da. Emma, seine grosse Entenliebe.
Abends hatten ihm seine Menschen eine hinterlistige Falle gestellt. Mit einem grossen Netz bewaffnet hatten sie ihm aufgelauert. Als er seinen geheimen Fluchtweg hinter dem ausladenden Bambus verliess, sass er plötzlich in der Falle.
 
Er fand sich in dem komischen Bauwerk wieder, welches er schon seit Tagen mit Argwohn betrachtete. Sie hatten um die ungeliebte Hundehütte einen Zaun aus merkwürdigen Gitterplatten, die er vom Komposthaufen kannte, errichtet und die Konstruktion mit zwei riesigen Aluminiumplatten abgedeckt. Emma rannte bereits aufgeschreckt durch das Gefängnis. Sie mussten sie vor ihm erwischt haben. Das erste Mal im Leben bereute Eddi, dass er nicht fliegen konnte.
 
Die Tage waren allesamt gleich. Zweimal am Tag gab es eine winzige Schüssel mit Wasser und Körnern. Jeden Tag Körner. Nicht, dass er keine Körner mochte, aber mit Schnecken war es vorbei. Wieso liebte er auf einmal Schnecken? Und warum konnte er eigentlich nicht mehr fliegen?
Emma hatte sich auch verändert. Sie ging viel aufrechter als früher und ihr war ein langer Hals gewachsen. Auch war sie viel grösser als sonst. Eddi war betrübt. Wenigstens das Treten klappte inzwischen wieder. Wenn auch nicht mit der gleichen Unbeschwertheit wie früher in seinem Paradies. Aber es war gut. Ein wenig Selbstbewusstsein hatte er also noch. Inzwischen lebten sie Monate in ihrer Behausung. Alles fiel ihnen schwerer. Der Boden war über die Zeit zu einer einzigen Pampe geworden. Eddi bemühte sich zwar, immer in der gleichen Ecke sein Geschäft zu erledigen, aber es wollte nicht klappen. Immer wieder ertappte er sich dabei, dass es unkontrolliert passiert war. Draussen saßen die Amseln und zeigten ihm vergnügt einen langen Schnabel. Wie er Amseln hasste. Früher mochte er sie gerne. Jetzt war das anders.
 
Es hatte irgendetwas mit der Krankheit zu tun. Er war nicht krank. Auch Emma war nicht krank. Und doch schwebte diese Krankheit wie ein unheilvolles Schwert über ihnen. Neulich kamen seine Menschen mit einem dicken matt schimmernden Holzknüppel, auf den ein schwarzes Rohr geschraubt war, vorbei, und sie redeten etwas, das er nicht verstand. Auch hatten sie ein tiefes Loch unter dem Bambus gebuddelt. Das hatte er genau gesehen. Als das kleine Menschenmädchen dazukam hatten sie den Knüppel schnell versteckt. Langsam ahnte Eddi etwas. Was genau, konnte er nicht sagen. Aber es war ihm auf eine merkwürdige Weise mulmig zumute.
 
So vergingen die Tage, als er eines Morgens mitten im Traum, er schwamm gerade auf einem kleinen See abseits der Menschensiedlungen, von wilden Menschenstimmen aufgeschreckt wurde. Vermummte Gestalten mit grossen gläsernen Augen und einem bedrohlich wirkenden Rüssel und weissen Plastiksäcken in der Hand gingen um sein trostloses Zuhause. Emma war nicht zu finden. So sehr er auch suchte. Es gab auch keine Amseln an diesem Tag. Lediglich die Nachbarin mit der toupierten Frisur lehnte in respektvoller Entfernung am Kirschbaum hinter dem Zaun. Und der immer missmutige Yorkshireterrier auf ihrem Arm sah hämisch grinsend herüber.
 
Mit einem lauten Platsch landete Eddi beim Versuch, das Gehege nun doch fliegend zu verlassen in der mit Matsche gefüllten Körnerschüssel.
 
"Ich hab ihn!" tönte es in Eddis Ohren. Es war Werner, der einen dicken Karpfen an der Leine hatte.
Eddi sah sich um und entdeckte, dass er wohl wieder eingeschlafen war. Emma schwamm neben ihm und stupste ihn freundlich mit dem Schnabel an. Und sie hatte auch gar keinen langen Hals mehr. Und sie waren Stockenten und lebten in freier Natur auf einem grossen einsamen See. Dort gab es Angler. Aber was waren schon Angler?
 
Und es wurde ein wunderschöner Tag.
 

Story: Jens Boethling   -   Illustration: Helene Towers
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